Einmal Orang Utans in freier Wildbahn sehen, ein großer Traum von uns und nur auf den Inseln Borneo oder Sumatra möglich. Wir sind in den Regenwald auf Sumatra gereist, um diese einmalige Erfahrung machen zu können. Und es war besser als wir es uns hätten vorstellen können!
Zweitägiger Dschungeltrek zu Orang Utans
Bereits am Abend vor dem Trek hatten wir unseren Guide und die anderen Mitwanderer aus unserer Gruppe kennengelernt und starteten voller Vorfreude gen Dschungel. Wir liefen direkt bei unserer Unterkunft los und nach wenigen Minuten befanden wir uns bereits im Regenwald. Unser Guide erzählte uns, dass früher viel Gummi von den Gummibäumen gewonnen worden war. Das waren zwar auch Plantagen, für die der Urwald weichen musste, aber die Orang Utans konnten darin leben. Durch synthetisch hergestelltes Gummi sanken die Preise und die weltweite hohe Nachfrage nach Palmöl ließ die lokalen Bauern größtenteils auf Ölpalmen umsteigen, die leider nicht als Lebensraum für die Orang Utans taugen. Mehr dazu am Ende unseren Artikels.
Wir waren nur wenige Meter im dichten Dschungel gegangen, als wir einen Thomas Leave Affen sahen. Diesen gibt es nur im hiesigen Regenwald und er beäugte uns genauso neugierig wie wir ihn.
Als wir noch keine Stunde unterwegs waren, begegneten wir den ersten Orang Utans. Eine Mutter und ihr Kleines turnten auf den Ästen über unseren Köpfen herum, schwangen sich von Baum zu Baum und wir bekamen unsere Münder einfach nicht mehr zu. Jetzt waren wir tatsächlich im Dschungel und Orang Utans flogen um uns herum durch die Lüfte! Das glückselige, leicht dümmliche Grinsen würde für die nächsten Tage nicht mehr aus unserem Gesicht weichen :)
Mina - die Herrscherin des Dschungels
Wenn du nach Dschungeltouren in Bukit Lawang suchst, hast du vermutlich auf der einen oder anderen Seite auch schon von Mina gelesen, der berüchtigten Orang Utan Dame, die den Dschungel ordentlich aufmischt. Sie ist inzwischen 40 Jahre alt und gilt als halbwild, da sie im Kindesalter von dem Bohorok Rehabilitation Center aufgezogen wurde. Ihre Auswilderung war allerdings kein kompletter Erfolg, da sie das Essen nach wie vor von Menschen bekommt.
Wie sie das tut? Sie wird aggressiv und beißt! Jeder Guide hat seine Mina-Geschichte zu erzählen und kann verschiedene Bisswunden zeigen. Mir ihr ist nicht zu spaßen. Und so wird sie weiterhin mit Mandarinen bestochen, die mag sie nämlich am liebsten. Wir trafen schon früh auf Mina und konnten einige Fotos mit ihr machen, da sie anfangs noch gute Laune hatte.
Als unserem Guide die Mandarine ausging, änderte sich das jedoch schlagartig und Mina verließ ihren Baum um uns zu verfolgen. Wir traten schnell den Rückweg an und konnten Mina erfolgreich entkommen. So viel sei hier schon gesagt: es sollte nicht das einzige Mal sein, dass wir an diesem Tag vor Mina flüchteten!
Affentanz zwischen den Bäumen
Auf unserem weiteren Weg durch den Dschungel konnten wir immer wieder Orang Utans und Makaken beobachten. Unser Guide versicherte uns, dass wir eine sehr glückliche Gruppe seien, weil wir so viele Tiere zu sehen bekamen. Und so hielten wir immer wieder inne und schauten den Tieren dabei zu, wie sie sich durch den Dschungel bewegten.
Am Vormittag hatten wir viel Obst als Snack zwischendurch bekommen, zum Mittag gab es gebratenen Reis. Dabei achtete unser Guide sehr darauf, dass wir nichts im Dschungel hinterließen. Die Essensreste wurden später im Boden vergraben, damit die Tiere nicht abhängig vom Menschen werden und sich selbst ihr Essen suchen.
Der Mann im Wald
Zu Beginn des Treks hatte unser Guide uns erzählt, dass man in der Regel nur Orang Utan Frauen und ihre Kinder zu sehen bekommt, da die Männer sich nicht so viel bewegen und eher tiefer im Dschungel verweilen. Nun befand sich nur wenige Meter von uns entfernt ein solches Exemplar, das noch einmal deutlich größer war als alle Orang Utan Weibchen, die wir bis dahin gesehen hatten.
Dann sahen wir, dass er gar nicht alleine war. Drei weitere Orang Utan Weibchen waren in seiner Nähe. Nach einer Weile bewegte sich der Orang Utan mit seinem Gefolge auf uns zu, sodass wir immer weiter den Rückzug antraten. Als sie uns an einer Stelle überholten, folgten wir der Truppe. Es war ein witziges Gefühl, im Dschungel einem riesigen Orang Utan hinterherzulaufen.
Mina, Klappe die Zweite
Während wir gemächlich hinter den Orang Utans herliefen, trafen diese wieder auf Mina, die gerne Unruhe stiftet. Sie griff die Partnerin des Mannes an und zog damit seinen Zorn auf sich. Was danach geschah, war einfach nur filmreif! Der riesige Orang Utan Mann kletterte in die Bäume, brüllte seine Wut hinaus und jagte Mina. Wir konnten das Schauspiel leider nur wenige Sekunden genießen, denn Mina nahm Reißaus und zwar in unsere Richtung. Und so liefen wir (dieses Mal etwas schneller) erneut vor Mina weg.
Zeke, der Geiselnehmer
Das sollte aber noch immer nicht unser letztes Abenteuer gewesen sein. Auf unserem weiteren Weg in Richtung Camp trafen wir später auf Zeke, eine halbwilde Orang Utan Dame, ihr Baby und einen weiteren jungen Orang Utan. Die drei sahen so aus, als hätten sie nur auf uns gewartet und hatten keine Scheu.
Zeke ist ebenfalls auf Menschen angewiesen und sucht sich ihr Futter nicht selbst. Sie hat einen ganz sensationellen Trick entwickelt: sie nimmt Touristen als Geisel damit sie von den Guides Obst bekommt. Und so wurden zwei Mädels aus unserer Gruppe kurzfristig zu Geiseln. Zeke ließ ihre Hände nicht mehr los, leckte liebevoll ihre Finger und streckte die andere Hand geduldig aus bis sie genügend Obst bekommen hatte.
Ihr Baby kletterte in ihrer Nähe immer umher und sorgte für ein tolles Fotomotiv.
Unser Camp am Fluss
Nach einem langen und sehr steilen Abstieg erreichten wir am späten Nachmittag unser Camp am Fluss. In kürzester Zeit hatten wir uns in unsere Badeklamotten geworfen und genossen das kühle Wasser, erfrischten uns und spülten die Schlammreste von unseren Beinen.
Unser Koch bereitete uns ein tolles Abendessen und legte sich danach beim Entertainment ordentlich ins Zeug. Wir lachten viel, lernten neue Spiele und hatten einen schönen Abend. Als wir schließlich auf unsere Matratzen fielen, dauerte es keine fünf Minuten bis wir eingeschlafen waren.
Stromschnellen, Wasserfall und Dschungelbemalung
Am nächsten Morgen liefen wir nach dem Frühstück ein Stück den Fluss hinauf, überquerten ihn und gelangten zu einem Wasserfall. Dort konnten wir im unteren Teil baden, kletterten aber auch ein Stückchen höher um noch mehr vom Wasserfall zu sehen. Matthias wollte die rutschigen Stufen weiterlaufen und machte dabei unangenehme Bekanntschaft mit den glitschigen, scharfen Felsen. Glücklicherweise hat er sich nur einige Schrammen geholt und ließ das Klettern dann sein.
An einer Stelle im Fluss konnten wir hineinspringen und uns ein wenig treiben lassen bevor wir wieder zum Ufer schwammen. Das machte richtig viel Spaß! Da kamen die Kinder in uns auf volle Kosten :) Zum Abschluss bekam Franzi noch eine Gesichtsbemalung von unserem Guide, die er mit natürlichen Farben und einem Grashalm erstellte.
Rasantes Rückweg-Rafting
Der krönende Abschluss unseres Dschungeltreks war der Rückweg auf dem Fluss. Wir rafteten in zusammengebundenen Gummireifen flussabwärts mit unserem Guide als Steuermann. Wir wurden ordentlich nass gespritzt und juchzten vor Freude. So kamen wir am Nachmittag pitschnass aber überglücklich wieder im Thomas Retreat an.
Fazit zum Orang Utan Dschungeltrek in Bukit Lawang
Wir haben unsere zweitägige Dschungeltour über das Thomas Retreat* gebucht, dafür ca. 90€ pro Person bezahlt und waren wirklich glücklich mit unserem Guide. Er schien die Natur und die Tiere zu respektieren, führte uns weg, wenn schon viele Menschen an einem Ort waren und hielt Abstand zu den Orang Utans.
Nicht nur das Beobachten der Tiere im Regenwald war ein tolles Erlebnis, auch die Natur um uns herum war wirklich sehenswert. Der Blick nach oben in die Baumkronen, auf den Boden zu den riesigen Ameisen oder durchs dichte Gestrüpp lohnte immer. Die Nähe zur Natur und den Orang Utans hat uns überwältigt und war eines der schönsten Erlebnisse auf der Weltreise!
Was solltest du für den Orang Utan Dschungeltrek in Bukit Lawang mitnehmen?
- ca. 2 Liter Wasser pro Person
- einen kleinen Rucksack
- Trailschuhe/ Nike Free und Flip Flops
- Taschenlampe
- Badesachen und Handtuch
- Wechselklamotten
- Leggins und dünnes Longsleeve für den Abend
- Insektenschutzmittel und Sonnencreme
- Ersatzakku für die Kamera
- evtl. Regenhülle für den Rucksack
Unsere Unterkunft in Bukit Lawang
Dieses Mal hatten wir nichts vorgebucht, uns aber drei Unterkünfte markiert, die wir abklappern wollten. Die erste war ausgebucht, im Thomas Retreat* hatten wir Glück und konnten das letzte Zimmer ergattern. Für nur 19€ hatten wir hier ein wirklich großes Zimmer mit superbequemem Bett, Klimaanlage und luxuriösem Bad. Das Personal war unheimlich bemüht und so herzlich, dass wir uns hier richtig wohl fühlten. Im zugehörigen Restaurant aßen wir oft und probierten uns quer durch die Speisekarte. Für einen kleinen Preis gab es hier sehr leckeres Essen. Es gibt auch günstigere Zimmer, die ebenfalls sehr schön sind, aber dann keine Klimaanlage haben oder etwas kleiner sind.
Unsere Anfahrt nach Bukit Lawang
Von Bangkok aus waren wir mit Air Asia für nur 65€ nach Medan geflogen und die zwei Stunden vergingen "wie im Flug" ;) In Medan fahren am Flughafen Busse nach Binjai, das ungefähr auf halber Strecke nach Bukit Lawang liegt. Für 40.000 indonesische Rupie (IDR, ca. 2,50€) wurden wir nach knapp zwei Stunden am Busterminal von Binjai hinausgeworfen.
Dort erfuhren wir dann, dass hier keine Busse nach Bukit Lawang fahren. Also ging es mit dem Tuktuk drei Kilometer weiter um dort in einen engen und schon sehr verschlissenen Minivan zu steigen. Wir konnten den Preis auf 40.000 IDR pro Person drücken und verbrachten 2 1/2 weitere Stunden im nächsten Transportmittel bis wir schließlich in Bukit Lawang ankamen.
Bedrohter Lebensraum der Orang Utans
Orang Utans gehören zu unseren nächsten noch lebenden Verwandten. Und doch bedroht der Mensch den Lebensraum dieser faszinierenden Menschenaffen, hauptsächlich durch das Abholzen und Brandroden des Regenwaldes. Schon auf dem Weg nach Bukit Lawang sind wir durch die riesigen Plantagen links und rechts des Weges gefahren, welche die weltweite Nachfrage nach Palmöl stillen sollen. In den letzten drei Jahrzehnten haben wir die Hälfte des Lebensraums der Orang Utans zerstört, die nur auf den Inseln Borneo und hier auf Sumatra vorkommen.
Vierzig Prozent des deutschen Palmölbedarfs wird für Biodiesel verwendet, der in Deutschland dem herkömmlichen Diesel beigemischt wird. Auch befindet sich Palmöl in jedem zweiten industriellen Supermarktprodukt, von der Pizza bis zur Süßigkeit. Da ist es als Verbraucher nicht einfach auf andere Öle umzusteigen und das wäre vermutlich noch problematischer, da Kokos oder Soja noch größere Anbauflächen benötigten. Das bedeutet, wir können den verbleibenden Lebensraum der Orang Utans nur retten, wenn wir weniger konsumieren und weniger mit Dieselmotoren durch die Gegend fahren.
Weitere Informationen findest du auch in diesem SPIEGEL Artikel.
Das klingt nach einer tollen Tour! Wir waren gerade in Borneo, haben dort die Orang Utans aber „nur“ in zwei Schutzgebieten gesehen, die täglich Fütterungen für die Besucher veranstalten. In freier Wildbahn muss man dort schon seeehr viel Glück haben (denn so groß sind die Regenwaldgebiete auf Borneo leider nicht mehr). Das scheint in Sumatra noch anders zu sein.
Hi Sabine,
wie schön, dass du von deiner Erfahrung erzählst! Wir haben uns nämlich ehrlich gesagt gar nicht genau angesehen, wie so eine Tour auf Borneo ablaufen würde, da wir uns schon für Sumatra entschieden hatten. Es war eine einmalig schöne Tour und gerade dass die Orang Utans dort frei leben, machte es besonders.
Liebe Grüße von Bali
Ihr Lieben,
das klingt ja mal wieder fantastisch und die Fotos sind wirklich beeindruckend geworden! Da kommen wir nicht umhin, selbst wieder enormes Fernweh zu entwickeln…
Wir wünschen euch auch weiterhin spannende Abenteuer und viele schöne, achtsame und erholsame Momente!
Viele liebe Grüße
Julian und Kathrin
Danke euch!
Die Orang Utans sind definitiv eine Reise wert! Im Moment steht Entspannung und Achtsamkeit ganz hoch im Kurs nach dem Dschungelabenteuer :)
Liebe Grüße von Bali
Die Orang-Utans in Bukit Lawang haben uns auch total geflasht! Tolle Fotos und Erlebnisse habt ihr da gemacht!
Bei mir ist ein Orang-Utan im wahrsten Sinne des Wortes handgreiflich geworden. Es war eines meiner beeindruckendsten Reiseerlebnisse. Kannst ja mal auf unsere Website schauen…
Haha, ja die Dame haben wir auch getroffen. Es ist wohl ihre Strategie, Geiseln zu nehmen, um von den Guides Essen zu bekommen. Zu blöd, dass euer Guide da keines mehr hatte! Aber ist ja glücklicherweise auch gut ausgegangen.
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