Selten haben wir einen stärkeren Kontrast beim Reisen erlebt als den von den Corn Islands in Nicaragua zu Santiago de Chile. Ende April flogen wir von Managua nach Santiago und verbrachten unsere erste Woche in Chile. Es war auch unsere erste Woche in Südamerika. Das erste Mal besuchten wir einen Freund im Ausland und hatten damit auch einen ganz anderen Einblick in Land und Kultur.
Kulturschock im Supermarkt in Santiago
An unserem ersten Tag in Santiago machten wir uns auf zur nächstgelegenen Mall um dort den Supermarkt auszukundschaften. Das machen wir in neuen Ländern gerne, weil es einem erstaunlich viel über das Land erzählen kann. Als wir den Jumbo in Santiago betraten, machten wir erst mal große Augen. Wir fühlten uns, als seien wir gerade in den USA in einen Supermarkt gegangen, so riesig war der Laden. Die Auswahl war so überwältigend, dass wir erst mal nur zwei Äpfel und ein Wasser kauften um den Kulturschock zu verdauen.
Aus Deutschland kommend, wäre uns wahrscheinlich gar nichts komisch vorgekommen außer, dass wir Santiago nicht so westlich erwartet hätten. Aber aus Nicaragua kommend.. dort, wo es nur eine Sorte Pasta im Supermarkt gab. Wo es im Restaurant eben kein Hähnchen mehr gab, weil nur eins am Tag geschlachtet wurde. Und jedes Restaurant sowieso nur zwei bis drei Gerichte zu bieten hatte, deren Beilage immer das Gleiche war. Wir waren gerade vom ärmsten Land Amerikas in das best entwickelte Land Südamerikas geflogen und unser Besuch im Supermarkt ließ uns das schnell spüren. Was nicht heißen will, dass wir die Annehmlichkeiten westlicher Produkte nicht auch zu schätzen wussten! Nach vielen Monaten gönnten wir uns mal wieder ein Brötchen mit Nutella ;)
Valparaíso und Viña del Mar
Nicht einmal 24 Stunden nach unserer Landung in Santiago ging es für uns "raus aufs Land" und durch die bergige Landschaft nach Olmué. Hier feierten wir mit Martins Vater Geburtstag, aßen das beste Rinderfilet der Reise und bekamen direkt das Nationalgetränk präsentiert: Pisco. Dieser Weinbrand wird entweder mit Cola getrunken (und nennt sich dann Piscola) oder mit Eiweiß und weiteren Sachen vermischt und als Pisco Sour getrunken. Beides sehr lecker!
Am nächsten Tag ging es vom ländlichen Olmué in die Städte Valparaíso und Viña del Mar, die beide am Pazifik liegen und so dicht beieinander sind, dass man das als Fremder schnell als eine sehr große Stadt wahrnehmen könnte. Valparaíso verteilt sich dabei auf viele Hügel, die einen entweder zu sportlicher Betätigung zwingen oder zum Testen einer der über 40 Aufzüge der Stadt. Wir haben uns das natürlich nicht nehmen lassen und haben ein paar Höhenmeter mit dem altmodischen Teil gutgemacht. Von oben hatten wir eine schöne Aussicht auf das Meer und Viña del Mar.
In Viña del Mar hatte Martin dann die nächste kulinarische Überraschung für uns: den Completo. Der Completo ist ein Hotdog, der mit gehackten Tomaten, Avocadocreme, Mayo und Ketchup serviert wird. Wir haben ihn in der Variante Italiano gegessen, bei der das Würstchen auch noch mit Käse überbacken wird. Ziemlich lecker, macht total satt und war sicher nicht unser letzter ;)
Motorradtour in den Cajon del Maipo
Ausgerüstet mit tollen Ausflugstipps für die Umgebung von Santiago schwangen wir uns an einem sonnigen Tag auf Martins Motorrad, das er uns netterweise geliehen hatte. Nachdem wir Santiago hinter uns gelassen hatten, kamen wir den Bergen immer näher. Die Straße wurde immer kurviger und das Motorradfahren machte so richtig Spaß!
Entlang des Rio Maipo folgten wir der Straße und bogen irgendwann nach El Yeso ab. Wir waren uns nicht mehr ganz so sicher, was das für ein Ziel war, konnten uns aber daran erinnern, dass es uns empfohlen worden war. Die Straße wurde immer holpriger und bestand die letzten 5 Kilometer nur noch aus Schotter. Und dann waren wir am El Yeso, einem riesigen, türkisfarbenen Stausee unterhalb eines schneebedeckten Berges. Wahnsinn! So hatten wir uns die Natur weiter im Süden von Chile vorgestellt und waren umso beeindruckter, dass wir das nun schon hier sehen konnten.
Leckeres Essen und Reisevorbereitungen
Gezielt wurden wir von Martin zu den Restaurants mit leckerem, absolut nicht weltreisebudgettauglichem Essen geführt. So probierten wir Oktopus im Baco und stellten dort fest, dass das Rind eine deutlich bessere Wahl gewesen wäre als Pasta. Ein anderes Mal gab es vorzügliche Fischgerichte im La Mar. Das erste Mal aßen wir hier Ceviche, ein roher Fisch, der mit Zwiebeln und in einer Sauce aus Limetten und anderen wunderbaren Dingen serviert wird. Superlecker! Auch die Pasta und der Salat mit Fisch waren klasse. Am stärksten blieb jedoch der Pisco Sour hängen, denn nach zwei Gläsern (Tipp: wenn du ihn als Catedral bestellst, bekommst du den großen!) war Franzi hinüber.