30. Juni 2021

Bardia Nationalpark – auf den Spuren der Tiger

3  Kommentare

Stell dir vor, du betrittst einen riesigen Park voller Grünflachen, Urwalddickicht und Flüssen und du weißt: Hier kann mir jeden Moment ein Tiger, ein Nashorn oder ein wilder Elefant über den Weg laufen. Einfach so. Der einzige Schutz, den du hast, ist ein Nepalese mit Bambusstock. Und damit herzlich willkommen, du bist mittendrin im Bardia Nationalpark!

Bardia Nationalpark Blick auf Fluss

Wir haben uns für die verbleibenden Tage in Nepal weiter in den Westen des Landes vorgearbeitet zu einem Fleckchen (fast) unberührter Wildnis. Der Bardia Nationalpark ist ganze 968km² groß und beherbergt über 70 Bengalische Tiger, 29 Panzernashörner, wilde Elefanten, Leoparden, Krokodile, Affen und noch ganz viele weitere Tiere. Und mit der Aussicht, diese Tiere live und ohne Zaun, sondern in ihrem Territorium zu sehen, haben wir uns auf den langen Weg gemacht.

Mit Guide in den Bardia Nationalpark

Wir sind an zwei Tagen in Begleitung unseres Guides Manmohan in den Park gegangen. Alleine darf man den gar nicht betreten und das aus gutem Grund: die Tiere leben frei und bewegen sich innerhalb des ganzen Parks so wie es ihnen gefällt. Auch nach außen hat der Park keine Begrenzung und die Elefanten gehen zum Beispiel nachts gerne in die umliegenden Reisfelder oder wandern ins 8 Kilometer entfernte Indien. Wir bekamen zu Beginn unserer Walkingtour eine Einweisung, wie wir uns zu verhalten haben wenn wir einem Tiger, Nashorn oder Elefanten begegnen (bei allen war hinter einem Baum verstecken eine Option, nur bei Elefanten sollte man nicht drauf klettern). Das sind die so richtig gefährlichen Tiere, bei den anderen guckt man dann eben spontan ;)

Bardia Nationalpark Franzi mit Fernglas

Adrenalin pur

Als wir an unserem ersten Tag im Park gerade mal zehn Minuten auf einem Trampelpfad durch das hohe Gras unterwegs waren, hielt unser Guide vor uns abrupt an. Entfernt konnte man verschiedene Tiere schreien hören und er erklärte uns im Flüsterton, dass gerade die Affen schreien, um die Rehe zu warnen und kurz danach stießen auch die Rehe Schreie aus. Das war ihr Warnsignal, dass dort ein Tiger unterwegs war! Unser Puls schnellte sofort in die Höhe und wir gingen unter höchster Anspannung weiter durch das Gras. Hier würden wir nie im Leben erkennen, wenn ein Tiger auf dem Weg zu uns ist! Bei jedem kleinsten Geräusch schauten wir uns panisch um, ob sich da gleich ein Raubtier auf uns stürzen würde. Tat es nicht. Die Anspannung wich aber nur langsam, denn uns war schnell bewusst geworden: wir sind hier im Territorium des Tigers, ganz ohne Barriere. Wenn wir einen sehen, dann gibt es keine Absperrung und kein Gitter dazwischen. Eine beängstigende Vorstellung! Wir wollten ja gerne einen Tiger in freier Natur sehen, aber bitte mit ordentlich Abstand dazwischen.

Unser Weg durch den Park führte durch Wälder, Urwalddickicht, trockene Steppen und immer wieder auch durch den Fluss. Immer wenn unser Guide unvorhergesehen stehen blieb und konzentriert die Ohren spitzte, ging unser Puls wieder in die Höhe. Bei lautem Geraschel und Bewegungen beobachteten wir unsere Umgebung angestrengt, um die Verursacher auszumachen. In den meisten Fällen waren das Affen (Makaken), die sich von Ast zu Ast schwangen und sich gegenseitig jagten.

Bardia Nationalpark Affe

Sprintend Richtung Tiger

Die Guides stehen untereinander im Kontakt und informieren sich wenn sie wilde Tiere sehen. So kam es, dass unser Guide einen Anruf bekam und wir plötzlich lossprinteten. Da war keine Zeit mehr, die FlipFlops anzuziehen - durch den Fluss in den Trailschuhen und auf der anderen Seite weiter durch Gras und Gestrüpp denn ein Tiger hielt sich in der Nähe auf. Franzi konnte vor Angst kaum laufen, denn es erschien ihr völlig irrsinnig, in Richtung eines Tigers loszurennen! Ihr Überlebenstrieb sagt ihr eher, genau in die andere Richtung zu laufen... Letztendlich war der Tiger verschwunden als wir ankamen und ließ sich danach auch nicht mehr blicken.

Was wir in den Tagen im Bardia Nationalpark gelernt haben, ist Geduld. Lange saßen wir an einem bestimmten Platz (oft mit Blick auf den Fluss) und haben dort still ausgeharrt, in der Hoffnung, dass sich ein Tier zeigen würde. Der Nationalpark hat die höchste "Tigerdichte" in ganz Asien und somit ist die Wahrscheinlichkeit höher als in vielen anderen Parks, dass man einen zu Gesicht bekommt. Ob wir auch einen Tiger gesehen haben, kannst du im passenden Video zum Beitrag erfahren. Hier nur so viel: frische Spuren des Tigers haben wir an beiden Tagen auf unseren Wegen gesehen und das war schon ein irrer Nervenkitzel, zu wissen, dass kurz vor uns eine der riesigen Raubkatzen hier langgewandert war!

Bardia Nationalpark Tiger Spur

Am Ende unseres ersten Tages haben wir noch Nashörner gesehen. Zwei waren im Fluss baden und eins ist gemütlich in Richtung des Wassers durch das Gras geschlendert. Wir hätten das Nilpferd im Gras niemals erkannt. Oder das Krokodil am anderen Flussufer. Der Adler in den Bäumen. Gut, dass wir Manmohan mit seinen geschulten Augen dabei hatten. Und sein Fernglas! So konnten wir einen guten Blick auf die Tiere erhaschen.

Bardia Nationalpark Nashorn

Elefantenkuscheln

Im Bardia Nationalpark gibt es zum Einen wilde Elefanten und zum Anderen domestizierte Elefanten. Diese werden von den Parkangestellten geritten und zur Bewachung des Parks (z.B. vor Wilderern) genutzt. Außerhalb des Parkes gibt es ein Hattisar. Hier wird sich um die Elefanten gekümmert und versucht, die Population der Dickhäuter weiter auszubauen. Für wenig Geld kann man hier am Nachmittag die Elefanten beim Fressen beobachten und mit dem jüngsten Sprössling (2 Monate) spielen und knuddeln. Die Kleine ist das Produkt eines Besuchs der wilden Elefanten(männer) im Hattisar.

Bardia Nationalpark Baby Elefant mit Matthias

Insgesamt war es eine richtig schöne Erfahrung, durch den Park zu streifen und auf der Pirsch zu sein nach wilden Tieren. Man kann auch mit einem Jeep oder auf dem Rücken eines Elefanten durch den Park ziehen. Der Jeep war uns zu teuer (und zu laut) und Elefanten wollten wir nicht reiten. Die Tiere sind nicht dafür gemacht, 6-8 Touristen auf dem Rücken zu tragen! Durch das Laufen im Park entsteht erst diese intensive Erfahrung, keine Barriere zwischen sich und den Tieren zu haben. Wir haben die Zeit unglaublich genossen und uns fernab von Social Media und Internet total auf die Natur und deren Wunder eingelassen.

Tharu Dörfer

Bardia Nationalpark Tharu Dorf

Neben dem Bardia Nationalpark selbst hat uns auch die umliegende Gegend in ihren Bann gezogen. Es sah aus wie auf einem riesigen Bauernhof. Überall traf man frei herumlaufende Ziegen, Kühe, Büffel und Hühner an. Die Ochsen wurden vor den Karren gespannt um das Feld zu pflügen und vor den Häusern türmten sich die Strohberge. Hier leben die sogenannten Tharu, ein Volk, das sehr lange isoliert im Urwald zwischen Nepal und Indien gelebt hat und bekannt ist für seine Wandmalereien. Es war eine echte Idylle! Und wäre die Begrenzung durch unser Visum nicht gewesen, wären wir gerne noch einige Tage länger in diesem Örtchen geblieben. Es war ein richtig schöner Abschluss unserer Reise durch Nepal, auf der wir die unterschiedlichsten Landschaften sehen konnten. Was wir zuvor schon in Nepal erlebt hatte, kannst du in unseren anderen Reiseberichten lesen.

Lange Anreise zum Bardia Nationalpark

Dadurch, dass der Bardia Nationalpark so weit westlich liegt, steht er bei Touristen nicht so hoch im Kurs wie der Chitwan Nationalpark. Der ist von Kathmandu und Pokhara aus gut erreichbar und dementsprechend wird er auch von Touristengruppen gestürmt. Wir wollten die Wildnis ohne Touristentrubel genießen und haben von Lumbini aus zwei Busse nach Butwal und dann noch mal 8 Stunden Fahrt im local Bus auf uns genommen, um den unberührteren Park zu erkunden. Von Pokhara oder Kathmandu fahren die Busse ca. 14 Stunden. 

Bardia Nationalpark Anreise Map

Unser Video zum Bardia Nationalpark

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Franzi un Matthias
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  • Ihr seid in Richtung des Tiges gelaufen Krass!
    Das musste ich zwei Mal lesen, um es richtig zu verstehen. Ich dachte erst ihr wurdet gewarnt und rennt weg … Ja, etwas irrsinnig könnte man da denken, Franzi.
    Klingt nach nem mega Nervenkitzel.

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